25.03.2024

Viskosität – die grosse Unbekannte des Hydrauliköls

 

Regelmässig dürfen wir Anfragen zu Hydraulikflüssigkeiten beantworten und Bestellungen für diese unabdingbare System-Komponente, welche in mobilen und stationären Hydrauliksystemen primär für die Kraftübertragung zuständig sind, entgegennehmen.

Auf die Frage, welches Hydrauliköl das Richtige ist, stellen wir in der Regel die Gegenfrage, welche Viskosität gewünscht oder gefordert sei. Immer wieder erhalten wir dann die Antwort: "ja, das Normale halt". Aber gibt es "das normale Hydrauliköl" oder "die gebräuchlichste Hydraulikflüssigkeit" überhaupt? Ist die Viskosität des Hydrauliköls wirklich so wichtig, dass wir immer nachfragen? Wie erkennt man die korrekte Viskosität und wer definiert was richtig ist? Wie so oft in schmierstofftechnischen Belangen können Fragen nicht immer klar mit ja oder nein beantwortet werden, sondern verlangen etwas mehr Ausholbedarf.

Die Viskosität eines Hydrauliköls ist insofern keine grosse Unbekannte als das die ISO 3448 klar regelt, wie Schmierstoffe in ISO-Viskositätsklassen einzuteilen sind.

Welche ISO-Viskositätsklasse passend für eine Maschine oder Anlage ist, legt in der Regel der Maschinen- oder Komponentenhersteller fest. Der Schmierstoffhersteller ist nachgeschaltet zuständig dafür, das passende Hydrauliköl mit der spezifizierten ISO-Viskosität zu entwickeln, herzustellen und dem Maschinen-/Anlagenbetreiber zur Verfügung zu stellen. Die korrekte Viskosität einer Hydraulikflüssigkeit ist schlussendlich entscheidend, ob ein Hydrauliksystem effizient und langfristig die geforderte Leistung bringt. Einen Vergleich bietet unsere Blutgruppe: wir funktionieren nur mit der richtigen Blutgruppe störungsfrei. Eine falsche Blutgruppe oder eben die falsche Viskosität der Hydraulikflüssigkeit kann zu Störungen im Hydrauliksystem führen.

Nachfolgend eine möglichst einfache unf versinnbildlichte Erklärung was die falsche Viskositätsklasse für Auswirkungen haben kann.

Zu dünnflüssige Hydrauliköle können Leistungseinbussen im Hydrauliksystems zur Folge haben und zu Verschleiss der Hydraulikkomponenten führen, da einerseits der Druck im System nicht genügend aufgebaut werden kann und andererseits ein möglicher Schmierfilm-Abriss zu erhöhtem Verschleiss im Extremfall bis hin zum Pumpenschaden führen kann.

Zu dickflüssige Hydrauliköle haben in erster Linie ein ungenügendes Kaltstartverhalten der Hydraulik zur Folge und verhindern einen effizienten Betrieb des Systems. Unter Umständen ist das Hydrauliköl so dickflüssig, dass es die Hydraulikpumpe nicht ansaugen oder fördern kann, die Pumpe "verhungert". Eine permanent zu hohe Viskosität im Betrieb kann zu trägen oder verlangsamten Reaktionen des Hydrauliksystems führen und ist grundsätzlich ineffizient, da mehr Energie benötigt wird, um das zähflüssigere Hydrauliköl zu fördern.

Unsere Rückfrage nach der geforderten Viskositätsklasse des Hydrauliköls hat also einen berechtigten Hintergrund und dient der Betriebssicherheit Ihrer Anlagen und Maschinen. Um den Zustand der Hydraulikflüssigkeit zu überprüfen, empfehlen wir regelmässige Ölanalysen im Labor des LTC LAEMMLE Tec Center. Nebst vielen anderen Parametern gehört die Messung der Viskosität bei 40 °C und 100 °C zum Standardumfang und einem der wichtigsten Beurteilungskriterien. Sollten Sie also zukünftig einen LTC Untersuchungsbericht mit dem Kommentar: "das Öl entspricht keiner oder nicht der angegebenen ISO-Viskositätsklasse. Falls die Viskositätsklasse nicht den Herstellerspezifikationen entspricht, muss das Öl gewechselt werden." wissen Sie was zu tun ist.

Überprüfen Sie die richtige Blutgruppe, natürlich die ISO-Viskositätsklasse, mittels der Anlagen-/Maschinenunterlagen, kontaktieren Sie unseren LTC Service + Support (techsupport@laemmle-ag.ch / 044 956 65 65) oder konsultieren Sie den ROXOR Oil-Finder.

Autor: Martin Ruch, Leiter Technical Support